Eisblumen
Draußen noch dunkel, die Stirn kühl, die Bettdecke klamm und ein unbarmherziger Wecker, der – gefühlt immer viel zu früh – dafür sorgte, dass man pünktlich in die Schule kam. An solchen eiskalten Morgen konnte man sie an den einfachverglasten Fenstern in den kaum beheizten Schlaf- und Kinderzimmern entdecken: wunderschöne, filigrane und einzigartige Eisblumen. Mal erinnerten sie an Farne, mal an große Blätter oder auch an kleine Disteln – immer faszinierend und wunderschön. Und vergänglich, denn sobald die wärmenden Sonnenstrahlen auf die Fensterscheibe trafen, verschwanden die Eisgebilde, um vielleicht in der nächsten Nacht neu zu wachsen. Eine Erfahrung, die heutige Schulkinder in Europa eher selten machen dürften, denn die Eisblumen sind eine vom Aussterben bedrohte Art: Sie entstehen an dünnen, einfachverglasten Scheiben, wenn die Außentemperatur unter 0 Grad Celsius fällt und im Inneren eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, die sich am kalten Glas niederschlägt und festfriert. Die pflanzenähnliche Form entsteht durch Staubkörnchen oder kleine Kratzer in der Scheibe. Manchmal kann man sie noch an der einen oder anderen Autoscheibe entdecken …