EDITORIAL
Von Bettina Schumann-Jung
In seiner Sammlung von Aphorismen zur Lebensweisheit hat der Philosoph Arthur Schopenhauer 1851 auch die Parabel von den Stachelschweinen veröffentlicht. Er beschreibt darin, wie die Stachelschweine einerseits Nähe suchen, um sich gegenseitig zu wärmen, andererseits aber auch wegen ihrer pieksenden Stacheln wieder auf Abstand gehen. Am Ende finden sie eine mittlere Entfernung, in der sie es gut miteinander aushalten können.
In dieser Ausgabe des forum beschäftigen wir uns mit Nachbarschaften. Und wenn es darum geht, wie sie gelingen, kann die Einsicht Schopenhauers nicht schaden. Auf die richtige Balance kommt es an – zwischen Nähe und Abstand, Anteilnahme und Überwachung, Geben und Nehmen. Wenn man diese Reihe fortführt, ist man auf einmal beim Augustinum, das mit seinem Konzept einer Balance von selbstbestimmtem Leben und gut betreutem Wohnen ganz ähnlich funktioniert.
Wie also sieht Nachbarschaft in den Augustinum Seniorenresidenzen aus? Christian Topp hat sich auf die Suche begeben – vom hohen Norden bis an den Bodensee und dabei die unterschiedlichsten Formen von Nachbarschaften gefunden: die Flurparty im neuen Turm des Augustinum München-Neufriedenheim, Bewohnerinnen, die sich bei der Tafel oder als Lesepatinnen engagieren, daneben vielerlei Kooperationen der Kulturreferate mit Vereinen, Schulen oder Museen in ihrer Umgebung, häufig verbunden mit einem guten Zweck.
Mit Nachbarn verhält es sich ähnlich wie mit der Familie: Man kann sie sich in der Regel nicht aussuchen. Das kann zu allerlei Konflikten führen, aber wenn das Zusammenleben gelingt, ist das ein Stück Alltagsdemokratie. Und die ist gerade in heutigen Zeiten nicht zu unterschätzen.