Adipositas – mehr als nur „ein bisschen dick“

Wissenswert

Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, ist eine weit verbreitete chronische Krankheit. Sie ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Kalorienaufnahme sowie starkes Übergewicht. Liegt der Body Mass Index (BMI) über 25kg/m2 spricht man von Übergewicht. Ab einem BMI über 30 kg/m2 liegt eine Adipositas vor.  

In Deutschland sind 50 Prozent der Erwachsenen übergewichtig (35 Mio. Menschen), davon 25 Prozent adipös (8,75 Mio. Menschen). Von den in Deutschland lebenden Kindern und Jugendlichen sind 15 Prozent übergewichtig (2,1 Mio. Kinder), davon 6 Prozent adipös (126.000 Kinder)*.  

Ursachen 

Zu den häufigsten Ursachen, die zur Entstehung einer Adipositas führen, zählt ein ungesunder Lebensstil sowie eine ungeeignete Ernährungsweise. Zu wenig Bewegung, unregelmäßiger Schlaf, häufiger Außer-Haus-Verzehr sowie übermäßiger Konsum hochkalorischer und verarbeiteter Lebensmittel wie Süßigkeiten, Snacks und Fast Food können Ursachen für Übergewicht und Adipositas sein. Zudem spielt ein hoher Medienkonsum eine entscheidende Rolle: Ein Beispiel hierfür ist das Essen vor dem PC oder dem Fernseher. Dabei kommt es zu einem unbewussten und erhöhten Verzehr von Lebensmitteln. Vor allem Menschen, die Essen als Ventil zum Stressabbau, zur Emotionsregulation oder auch als Ersatzbefriedigung nutzen, laufen Gefahr, eine Abhängigkeit vom Essen zu entwickeln. Dabei kann Adipositas entstehen. 

Gefahren 

Übergewicht und Adipositas bringen eine Vielzahl von Gefahren mit sich. Zum einen können beispielsweise gesundheitliche Schädigungen an Gelenken und Organen entstehen, was wiederum die Entwicklung von Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 begünstigt. Zum anderen spielen Übergewicht und Adipositas eine große Rolle im psychosozialen Bereich der Betroffenen. Es kann zu Stigmatisierung, Mobbing, sozialem Rückzug sowie zu psychischen Krankheiten führen. Bei Kindern und Jugendlichen kann Schulverweigerung eine Folge der Erkrankung sein, bei Erwachsenen die Erwerbsunfähigkeit aufgrund der geminderten Leistungsfähigkeit. Gerade im Kindes- und Jugendalter führt dies häufig zu einem erhöhten Medienkonsum, um aus der realen Welt zu flüchten. 

Maßnahmen 

Präventive Maßnahmen können einer Entstehung von Übergewicht und Adipositas vorbeugen. Regelmäßige Bewegung (150 bis 300 Minuten pro Woche), ausreichender Schlaf (mindestens sechs Stunden) und eine ausgewogene Kost aus Salat, Gemüse, Obst, Vollkornprodukten sowie hochwertigen Eiweißquellen (Fisch, Fleisch, Hülsenfrüchte) tragen zu einem gesunden Lebensstil bei und wirken sich positiv auf die Gesundheit und das Körpergewicht aus.  

Wünschenswert wäre es, wenn von ärztlicher Seite schon früher reagiert wird und vorhandene Möglichkeiten wie angebotene Krankenkassenprogramme oder Reha-Maßnahmen schon starten, wenn Patient*innen bezüglich ihres Gewichts auffällig sind. Die Realität hat bisher gezeigt, dass sich ein „auffälliges“ Gewicht nicht mehr „verwächst“. Sobald die sogenannte Perzentile** über 75 liegt und sich fortschreitend in Richtung 90 bewegt, sollte eine umgehende Adipositas-Therapie in Angriff genommen werden, um eine genetische Manifestation des Übergewichts zu vermeiden. 

Adipositas-Therapie in der Jugendhilfe 

Kommt es bereits im Jugendalter zu einer Entwicklung von Übergewicht oder Adipositas, bietet die Augustinum Wohngruppe Berchtesgadener Land Hilfe und Unterstützung (siehe Rubrik „Augustinum ist mehr S. 8, 9). Abseits von langen Klinikaufenthalten will dieses einzigartige Konzept den Kindern und Jugendlichen eine Wohnmöglichkeit und somit auch regelmäßigen Schulbesuch ermöglichen, will ein Leben als Mitglied in der Gesellschaft erreichen. Das sollte auch unser Ziel als Gesellschaft sein: Nicht vorschnell jemanden aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung zu verurteilen, sondern das Potenzial jedes Einzelnen sehen. 

*: rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Uebergewicht_Adipositas/Uebergewicht_Adipositas_node.html 

**Die Perzentile ist in der medizinischen Statistik ein Maß für die Streuung einer statistischen Verteilung, die nach Rang oder Größe der Einzelwerte sortiert ist