Pädagogische Einrichtungen
In einem feierlichen Akt ist am Montag, 28. April für ein Bauprojekt mit Modellcharakter der Grundstein gelegt worden. In Oberschleißheim bei München errichtet die Augustinum Gruppe eine nachhaltige Wohnstätte mit Platz für 24 Erwachsene mit geistiger Behinderung. Bei dem festlichen Akt sagte Dr. Christian Kranjčić, Geschäftsleiter der Pädagogischen Einrichtungen des Augustinum: „Endlich geht es los!“ Die ersten Planungen seien schon vor 2018 angestellt worden. „Nun bauen wir hier ein großes Haus für unsere Klient*innen. Eine tolle Sache!“ Er bedankte sich dabei bei allen Förderern, allen voran dem Freistaat Bayern, und hob hervor, dass das Gebäude nachhaltig gebaut werde, zu großen Teilen aus Holz bestehe und eine Photovoltaikanage sowie eine Wärmepumpe aufweise.
Auch Dienststellenleiterin Eva Materna rückte die Bewohner*innen in den Mittelpunkt: „Das Haus bietet ihnen durch drei kleine Gruppen, Einzelappartements, der Nähe zu Werkstatt und Förderbereich, die Anbindung an öffentliches Leben und die traumhafte Lage im Grünen eine Umgebung, die selbstständiges Wohnen und erfülltes Leben ermöglichen wird“, sagte sie und fügte hinzu: „Dieses Projekt liegt uns besonders am Herzen, denn es bietet nicht nur ein Zuhause für Menschen, die Unterstützung benötigen, sondern setzt auch ein Zeichen für Nachhaltigkeit.“ Es sei die 16. Wohnstätte des Augustinum.
Wegweisendes soziales und nachhaltiges Projekt
Oberschleißheims Bürgermeister Markus Böck betonte, dass das Augustinum fester Bestandteil des Ortes seit 1978 und dort vernetzt sei. Er lobte das Wohnstättenprojekt als „wegweisendes soziales und nachhaltiges Projekt. „Wir sind stolz, dass Sie hier bei uns sind“, sagt er. Generalunternehmer Andreas Adldinger nahm sich dabei als Baumeister in die Verantwortung und betonte, dass jeder Handgriff im Bewusstsein getan werden müsse, dass das Gebäude für alle Beteiligten funktioniere. Nachhaltigkeit ist für ihn zudem auch Bauen auf Zukunft hin, so dass die Zeitkapsel, die jetzt eingelassen werde, frühestenes in 100 Jahren wieder zum Vorschein kommen solle.
Nachdem die Zeitkapsel mit Gegenständen und Zeitdokumenten befüllt wurde, sprachen Pfarrerin Martina Buck und Pastoralreferent Michael Raz den Segen. Zuvor verwiesen sie darauf, dass das Fundament für so ein Projekt nicht nur im baulichen Sinne existiere, sondern dass Werte wie Liebe und Zuversicht die Beziehungen der Menschen in der Wohnstätte tragen werden.
Augustinum Seelsorger Holger Beckmann und Eva Materna versenkten daraufhin die Kapsel im Boden. Anschließend kamen die rund 100 Gäste noch untereinander ins Gespräch über das Gebäude, das ein Zuhause sein, aber auch Geborgenheit, Gemeinschaft und ökologische Verantwortung verbinden soll.
Nachhaltiges Gebäude
Die Nachhaltigkeit des dreistöckigen Gebäudes wird nach modernen und energieeffizienten Standards in Holzbauweise umgesetzt sowie nach QNG (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude) bzw. NahWo (Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau) zertifiziert werden. Außer in den Bau und Betrieb wird das Konzept der Nachhaltigkeit auch in den Lebensalltag in den Wohngruppen integriert. Damit entsteht die erste nachhaltige Wohnstätte für Menschen mit Behinderung im Großraum München.
Dr. Christian Kranjčić, Geschäftsleiter der Pädagogischen Einrichtungen des Augustinum, erklärte dazu im Vorfeld: „Unser Ziel ist es hier nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Leben in Einklang zu bringen und so ein Modell zu schaffen, das auf andere Wohnstätten übertragen werden kann. Im Großraum München ist dies ein einzigartiges Projekt, das auf diese Weise gezielt Menschen mit Behinderung in das Thema Nachhaltigkeit einbezieht.“
Das dreigeschossige Gebäude entsteht auf dem Gelände der Augustinum Werkstätten und Förderbereiche/Seniorentagesstätte in Oberscheißheim, in der Hirschplanallee 2. Der Standort ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen (S-Bahn und Bus). Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Freizeitangebote sind fußläufig zu erreichen. Die Klient*innen sind Erwachsene über 18 Jahren mit primär geistiger Behinderung, wobei auch zusätzliche körperliche oder psychische Behinderungen auftreten können. Sie können in der Regel tagsüber eine Werkstatt aufsuchen und zugleich ihren Alltag gestalten. Es sind allerdings auch Wohnplätze mit einer vor Ort integrierten Tagesstruktur möglich.
Viele Zuschussgeber
Das Bauprojekt hat einen Umfang von rund 7,7 Millionen Euro. Bezuschusst wird das Projekt aus dem Landesbehindertenplan, durch die Regierung von Oberbayern, mithilfe von Baudarlehen des Bauministeriums, der Bayerischen Landesstiftung, der Stiftung Wohnhilfe und von der SZ gute Werke. Somit ist ein Eigenkapitaleinsatz von rund 1,1 Millionen Euro erforderlich.
Auftragsvergabe und Planungsbeginn war der 30.08.2023, Baubeginn war im März 2024. Die Fertigstellung ist für April 2026 geplant.