
Kassel
Jacques Offenbach „erfindet“ Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris eine theatrale und musikdramatische Form, die eine stilistische Mixtur bietet aus Hoch- und Straßenkultur, aus Oper und Tanz. Seine Operetten amüsieren schon damals das Publikum und sind bis heute Kassenschlager.
"Orpheus in der Unterwelt" handelt von dem unglücklichen Ehepaar Orpheus und Eurydike. Der Musiklehrer Orpheus und seine Frau, die sich langweilen, betrügen sich gegenseitig. Eurydike hat eine Affäre mit Pluto, dem Gott der Unterwelt, der sie dann entführt, während Orpheus heimlich froh über die Trennung ist. Die öffentliche Meinung zwingt Orpheus jedoch, seine Frau zurückzuholen, was zu einer Reise in die Unterwelt führt, die in dem berühmten „Höllen-Can-Can“ gipfelt.
Orphée aux enfers - Plakat zur Aufführung der 2. Fassung des Werkes 1874 im Théâtre de la Gaîté / wikimedia
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Hinweise zur 12-teiligen Vortragsreihe mit Hörbeispielen
von Musikwissenschaftler Thomas Sander
Seit einigen Jahren verändert sich die Art der Operetten-Rezeption. Lange als bieder, kitschig oder belanglos angesehen, verändern mittlerweile kreative, geistreiche und selbstironische Produktionen namhafter Theater und Opernhäuser den Blick auf ein unterschätztes Genre, das sich gleichzeitig buffonesk und heiter sowie politisch aktuell und gesellschaftskritisch zeigt.
Jacques Offenbach „erfindet“ Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris eine theatrale und musikdramatische Form, die eine stilistische Mixtur bietet aus Hoch- und Straßenkultur, aus Oper und Tanz. Seine Operetten „Orpheus in der Unterwelt“, „Die schöne Helena“ und andere Bühnenstücke amüsieren schon damals das Publikum und sind bis heute Kassenschlager.
In Wien verleihen Johann Strauß – seine „Fledermaus“ gilt als Muster der Wiener Operette schlechthin – sowie später Franz Lehár, Leo Fall, Emmerich Kálmán und andere der Gattung soziale Relevanz durch die zusätzliche Aufnahme tagespolitischer Themen in das Bühnengeschehen.
Berlin schließlich ist das Zentrum für eine Neuorientierung der Operette in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Paul Lincke („Frau Luna“), Paul Abraham („Viktoria und ihr Husar“) und Ralph Benatzky (Im weißen Rössl“) entwickeln das Genre hin zur Revue, mit Untertönen von Satire und Ironie.
Die 12-teilige Reihe gibt einen musikhistorischen Überblick über die Entwicklung der Gattung mit ihren Zentren Paris, Wien und Berlin sowie ihre jeweiligen Intentionen und Ausrichtungen. Behandelt werden Werke u. a. von Offenbach, Strauß, Lehár, Lincke und Abraham mit zahlreichen digitalen Musikbeispielen in Bild und Ton.
Termin- und Themenübersicht:
Festsaal im Augustinum Kassel
Im Druseltal 12
34131 Kassel – Bad Wilhelmshöhe