Augustinum München-Nord
Im Park des Augustinum München-Nord stehen die Bäume in voller Blütenpracht, Magnolien und Flieder blühen weiß, rosa und violett. Und was draußen in der Natur passiert, wird im Theater des Hauses musikalisch gefeiert. Petra Hesina (Sopran), Susanne Heyng (Klavier), Cordula Potthast (Oboe) und Gernot Kaube (Violoncello) begrüßen den Frühling mit Liedern, die das Aufblühen der Natur besingen. Schumanns Nussbaum, Schuberts Frühlingsglaube: „Die Welt wird schöner mit jedem Tag / Man weiß nicht, was noch werden mag / Das Blühen will nicht enden …“.
Das Besondere: Das Ensemble des Hauses – in einer zweiten Besetzung spielen Klavier, Cello und Hackbrett – setzt sich aus Bewohner*innen und Mitarbeiterinnen zusammen. Und durch ein gutes Miteinander wurde nach einem Aufruf und Vorschlägen aus der Bewohnerschaft auch der passende Name dafür gefunden: Concertino Augustinum.
Kopf und Herz des Ensembles ist Susanne Heyng. Sie hat 33 Jahre lang als Solistin am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz gesungen und sich, als sie vor acht Jahren ins Augustinum zog, gewünscht, hier Gleichgesinnte mit Freude an der Kammermusik zu finden. Sie hörte sich um im Haus und traf auf Gernot Kaube. Der 93-Jährige hatte als Junge Cello-Unterricht, doch allzu bald machten Reichsarbeitsdienst, Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft dem Spiel ein Ende. Im anschließenden Jura-Studium fand Kaube Anschluss an Kammermusikkreise, auch während der Berufstätigkeit gab es manchmal Spielmöglichkeiten. „Aber“, so der Cellist, „erst unter der sehr kundigen und fürsorglichen Leitung von Frau Heyng begann meine wahre Ausbildung.“
Die Dritte im Bunde, Cordula Potthast, kam vor fünf Jahren dazu, als sie eine Stelle am Empfang annahm. Schnell sprach sich herum, dass sie auch eine ausgezeichnete Oboistin ist. Potthast spielt regelmäßig Konzerte mit dem Münchner Symphonieorchester „Wilde Gungl“ und ist eine gefragte Solistin. Im Augustinum heißt es dann schon mal: „Da sitzt ja die Oboe“, wenn Bewohnerinnen oder Bewohner an ihren Arbeitsplatz am Empfang kommen. Dass man dem Publikum auch nach dem Konzert wieder begegnet, unterscheide die Konzerte hier von anderen Auftritten, so empfindet es auch Petra Hesina, die Sopranistin des Ensembles. Die Sängerin hatte, bevor sie im Bewohnerservice des Hauses begann, als Stimmbildnerin für Chöre und Gesangslehrerin für Solistinnen und Solisten gearbeitet und selbst als Solistin im Extrachor der Bayerischen Staatsoper gesungen. „Aber es ist für mich ein großer Unterschied, in der Oper in einem Kollektiv zu singen oder hier in der kleinen Besetzung zu musizieren.“, sagt die Sopranistin. „Wir gehen gestärkt aus jeder Probe heraus, das ist enorm beglückend.“
Bei der ersten gemeinsamen Probe einen Monat vor dem Konzert beherrscht jede und jeder Einzelne schon weitgehend seinen Part. Für den professionellen Feinschliff beim Zusammenspiel sorgt Susanne Heyng. Sie sucht gemeinsam mit ihrem Ensemble auch die Stücke aus, kümmert sich um die Noten und schreibt diese um. Ihr großer Wunsch: „Eine Geige hätten wir gerne noch, oder auch ein anderes Instrument.“ Das Frühlingskonzert könnte dazu ein guter Ansporn gewesen sein.