Menschen
„Es ist wie ein Nachhause-Kommen“, sagt Cordelia Koppitz. Erst vor vier Wochen sind sie und ihr Mann im Augustinum Freiburg eingezogen, und schon fühlen sie sich richtig zuhause. Das mag zum einen an der geschickt geschnittenen Wohnung liegen, die nicht nur über einen schönen Erker und damit einen zusätzlichen Wohnbereich verfügt, sondern auch über einen geräumigen Balkon, der fast übergangslos in den Garten des Hauses übergeht. Ganz sicher liegt es aber auch daran, dass Cordelia Koppitz vor einem halben Jahrhundert schon einmal im Augustinum war, damals als Frei-willige im Stammhaus in München-Neufriedenheim. Als junge Frau war sie nach dem Abitur auf eine Anzeige des Augustinum gestoßen, das jungen Menschen anbot, ein freiwilliges Jahr im Wohnstift zu leisten. Das Angebot war verlockend, nicht zuletzt, weil die Freiwilligen im Anschluss noch das Recht auf weitere zwei Jahre freies Wohnen hatten. „Das war etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Cordelia Koppitz an die Zeit, die sie zusammen mit etwa 30 anderen Philas, wie die Freiwilligen im Augustinum heißen, verbrachte. Bis heute gibt es hier den Philadelphischen Ring, abgeleitet von dem griechischen Begriff der Philadelphia, der geschwisterlichen Zuwendung zum Mitmenschen, der jungen Menschen die Möglichkeit der beruflichen Orientierung in einem freiwilligen Dienst am Mitmenschen bietet.
Die Freiwilligen von früher haben immer noch Kontakt
Für die jungen Frauen in den 60er Jahren war es häufig der erste Schritt ins Erwachsenenleben. “Wir wurden damals ins kalte Wasser geworfen,” sagt Cordelia Koppitz. “Gleich an meinem ersten Arbeitstag im Service wurde mir meine Aufgabe durch die Serviceleiterin deutlich gemacht. Sie bevölkerte den Speisesaal mit imaginären Bewohnern und wies auch gleich auf deren Gewohnheiten hin: Dort sitzt Oberst X, der bekommt Kaffee mit Milch ohne Zucker, links von ihm Frau von M., die möchte Kakao, ihm gegenüber Frau M., die bekommt ein Kännchen mit heißem Wasser u.s.w.” Eine strenge Schule, die die Freiwilligen aber auch zusammengeschweißt hat. Bis heute hat Cordelia Koppitz guten Kontakt zu ihren damaligen Kolleginnen. Und früh stand für alle fest, dass sie sich eines Tages im Augustinum wieder sehen werden. Auch wenn im Laufe der Jahre anderes in den Vordergrund rückte, war diese Vorstellung immer vorhanden. “Der Grund, dass wir heute hier sind ist, dass mich die Vision eines Lebens im Alter, wie sie die Augustinum-Gründer hatten, schon damals überzeugt hat,” meint Cordelia Koppitz, und ihr Mann, den sie während des Studiums in München kennenlernte, ergänzt: “Mir wurde die Idee schon früh verklickert.” Er kennt das Augustinum übrigens ähnlich lange wie seine Frau – als Student stand er mit der Theatergrupe der Evangelischen Studentengemeinde bereits auf der Bühne des Münchner Hauses.
Das Freiburger Haus hat dem Ehepaar, das viele Jahre in Leverkusen und 12 Jahre in den USA gelebt hat, sofort gefallen, und beide genießen es, hier mitten im Grünen zu wohnen. Peter Koppitz hat sich bereits der Wandergruppe angeschlossen.“Angestellte und Bewohner machen es einem sehr leicht, sich hier wohlzufühlen”, sagen beide.