Von Schweinfurt über Washington nach Schweinfurt

Menschen

Ehepaar Fuchs zieht mit Rucksack voller Geschichten ins Augustinum

Das Augustinum Schweinfurt feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Rund 200 Menschen leben in dem zentrumsnahen Seniorenwohnstift und machen das Augustinum zu dem, was es ist: ein Ort der Vielfalt und des selbstbestimmten Lebens im Alter. Was das bedeutet, wissen Hans Fuchs und Dr. Barbara Fuchs, die seit knapp einem Jahr das Augustinum ihr Zuhause nennen. Für Barbara Fuchs ging es dabei „back to the roots“ – aus der US-amerikanischen Hauptstadt nach Mainfranken.

„Ich bin eine echte Schweinfurterin, und es ist schön, wieder hier zu sein. Jetzt wohne ich in dem Viertel, durch das ich schon als Kind gelaufen bin“, erzählt Barbara Fuchs (85) und blickt aus dem Fenster ihres Appartements. Die Sonne scheint durch die Baumwipfel im Park des Augustinum, im Hintergrund stehen prächtige Häuser aus der Gründerzeit. „Wir sind viel gereist in unserem Leben, 30 Jahre lang haben wir in den USA gewohnt. Nun sind wir hier im Augustinum angekommen. Und wir fühlen uns richtig wohl.“

Schon mit jungen Jahren zog es ihren Mann Hans (88), der aus Danzig stammt, ins Ausland. Seine Lebensgeschichte könnte die Vorlage für einen Film sein: In New York hat er sich zunächst mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten, um schließlich – nach einigen Umwegen – als Direktor bei der Weltbank in Washington Industrieprojekte in Entwicklungsländern zu fördern. Seine Frau hat mehrere Jahre als Redakteurin bei der Zeitschrift Weltkunst in München gearbeitet – in Washington war sie für das Blatt als Korrespondentin tätig. Auch in Schweinfurt lässt Barbara Fuchs die Kunst nicht los: Hier engagiert sie sich zum Beispiel bei den renommierten Städtischen Sammlungen.

Barbara Fuchs erzählt noch andere Geschichten als jene, die ihr eigenes Leben schreibt: Einmal im Monat berichtet sie von uralten Mythen. In ihrer beliebten Märchenstunde liest die promovierte Kunsthistorikerin anderen Bewohnerinnen und Bewohnern des Augustinum alte Volksmärchen vor und erklärt anschließend ihre Bedeutung. Besonders psychologische Deutungen können Märchen in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Hier kommt Barbara Fuchs zugute, dass sie noch mit 50 Jahren ein Studium der Psychologie absolviert hat. Von diesem Wissen profitieren nun auch ihre Zuhörerinnen und Zuhörer im Augustinum. Hin und wieder kommen zudem die Enkelkinder in den Genuss ihrer Erzählkünste – vier von ihnen wohnen auch in Schweinfurt.

Beim Einzug ins Augustinum hat sich Hans Fuchs zunächst schwer getan, sein großes Haus mit Garten hinter sich zu lassen: „Wenn ich ehrlich bin, am Anfang war ich skeptisch. Aber dann haben unsere Kinder das Augustinum auf Herz und Nieren geprüft und für gut befunden. ‚Papa, das wird euch gefallen’, meinte unser Sohn. Tatsächlich, er hatte Recht.“ Und seine Frau ergänzt: „Als es so weit war, ist uns der Umzug erstaunlich leicht gefallen. Man schleppt so viel Ballast mit sich herum. Wenn das wegfällt, ist das eine solche

Erleichterung. Ich habe den Kopf jetzt richtig frei!“ Für Familie, Kunst und die Märchenstunde zum Beispiel – und viele schöne Erinnerungen an die Jahre in den USA.