Joseph Roth: Die Büste des Kaisers

Überlingen

Eine musikalisch literarische Würdigung der vergänglichen Schönheit menschlicher Ordnung

Frei nach der Novelle „Le buste de l'empereur“ von Joseph Roth.
Vorgetragen im S-l des “Wiener Feuilletons” von Volker Ranisch.

Franz Xaver Morstin, aus einem altem polnischen Adelsgeschlecht stammend mit Wurzeln in Italien, fühlt sich weder als Pole noch als Italiener, sondern als Österreicher, also als „übernaBonaler Mensch“ schlechthin.
„Hätte man ihn gefragt welcher »Nation« oder welchem Volke er sich zugehörig fühle: der Graf wäre ziemlich verständnislos, sogar verblüfft gewesen und wahrscheinlich auch ein wenig gelangweilt und etwas indigniert.“
Anlässlich eines Manövers beabsichtigt der österreichische Kaiser Franz Joseph, ein paar Tage im Schloss des Grafen Morstin zu verweilen. Ein Bauer liefert dem Grafen eine aus Sandstein gehauene Büste des Monarchen, welche zu Ehren des hohen Gastes, vor dem Schlösschen aufgestellt wird… Diese Büste wird zum zentralen Symbol einer Erzählung, die für die Werte der Monarchie, für deren Ordnung aber auch für deren Vergänglichkeit steht.

Joseph Roth
Roth wurde am 2.9.1894 am östlichen Rand der k.u.k. Monarchie, an der Grenze zum zarisAschen Rußland in Schwabendorf bei Brody, Wolynien geboren.
Er besuchte das Gymnasium in Brody und studierte Philosophie und deutsche Literatur in Wien. Er war ein begnadeter Journalist von kulturkonservativer Haltung und arbeitete u.a. als Reisekorrespondent der “Frankfurter Zeitung”.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtete er ins Exil nach Paris, wo er am 27.5.1939 im Alter von 45 Jahren den Folgen seiner Trunksucht erlag.

In der Gestalt des heimatlos gewordenen, herumirrenden Grafen Morsan hat sich der in seinen letzten Lebensjahren ins Exil gezwungene Roth selbst ein Spiegelbild geschaffen.
„Meine alte Heimat, die Monarchie, war ein großes Haus mit vielen Türen und Zimmern, für viele Arten von Menschen. Man hat das Haus verteilt, gespalten, zertrümmert. Ich habe dort nichts mehr zu suchen. Ich bin gewohnt, in einem Haus zu leben, nicht in Kabinen.“

Volker Ranisch
ist ein deutscher Schauspieler mit Wohnsitz in der Schweiz. Er hat sein Wirkungsfeld sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera. Nach seiner Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig begann seine Lauaahn an bedeutenden Theatern, darunter an den Schauspielhäusern Leipzig und Zürich, dem Deutschen Theater Berlin und den HamburgerKammerspielen.
Volker Ranisch war viele Jahre festes Ensemblemitglied am Theater im Palais in Berlin, wo er als prägender Akteur maßgeblich zur Programmgestaltung beitrug und erste Regiearbeiten verfasste.

Ranischs Filmografie umfasst zahlreiche Auftritte in deutschen TV-Filmen und -Serien sowie Spielfilmen. Zudem hat er als Gastdozent an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin und an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig seine Expertise an Nachwuchstalente weitergegeben.
Ranisch ist bekannt für seine Fähigkeit, traditionelle Theaterformen mit modernen erzählerischen Techniken zu verbinden. Seine literarischen Kammerspiele, bei denen er immer wieder auch
als Autor fungierte, geniessen seit vielen Jahren im gesamten deutschsprachigen Raum einen vorzüglichen Ruf. Volker Ranisch arbeitet in verschiedenen FormaAonen, vor allem wenn es darum geht, das kulturelle Erbe zu interpretieren und neu zu gestalten.

Ort

Theatersaal des Augustinum Überlingen Mühlbachstr. 2 88662 Überlingen

Uhrzeit
19:00 Uhr
Eintritt
11 Euro, Gäste: 12 Euro
Vortragende/-r
Volker Ranisch